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Gekürzte Fassung des Rundschreibens vom Mai 2006

Themenübersicht


Liebe Ballettfreunde,

der Spielplan für die kommende Saison 2006/2007 ist soeben herausgekommen. Wir beeilen uns, ihn hiermit weiterzugeben. Einige erste Erläuterungen dazu haben wir in diesem Rundschreiben vorbereitet. Von besonderem Interesse für Sie werden dabei die Erklärungen zu den Veränderungen sein, wie Sie künftig Ihre Karten bestellen können.

Hinter uns liegen zwei besonders gelungene Reisen, - die eine hat unsere Mitglieder nach Dessau geführt, die andere nach Rovereto in Italien.

Im Theater in Dessau war uns ein sehr herzlicher Empfang durch Thomas Guggi, den Manager der Compagnie von Gregor Seyffert bereitet worden, der mit zweien seiner Mitarbeiter zum „Kleinen Prinzen“ eine Einführung gab.

Wir alle glaubten, den „Kleinen Prinzen“ zu kennen. Jeder von uns hat ihn bestimmt mehrmals gelesen und bringt seine eigenen Vorstellungen und seine eigenen Erwartungen mit. Was wir aber in Dessau zu sehen bekommen haben, war für viele von uns sicherlich erst einmal befremdlich, angefangen von der Musik-Collage, die manchmal die Ohren strapazierte und an ein Pop-Konzert erinnerte. Aber da war auch das multimediale Bühnenbild mit wunderbaren Bildern von Erde und Weltraum, welche die Phantasie beflügelten. Das Leben von Saint Exupéry ist in die Handlung eingewoben. Da war die Rose, die uns anrührte, es gab starke, nachdenkliche Momente, zum Beispiel bei der Begegnung mit dem Sternezähler, der vor lauter Zählen unfähig ist, die Schönheit der Sterne zu entdecken. Es war weniger Ballett als Tanztheater, mit betont individuellen Darstellern. Schüler und Schülerinnen der Staatlichen Ballettschule Berlin, insbesondere die Darsteller aus der Artistenklasse mit ihren zirkusreifen Nummern, ließen das Kindliche der Erzählung hervortreten und verliehen dem Stück Unmittelbarkeit und Frische. Die Aufführung bot Stoff für Gespräche bis spät in die Nacht. Nehmen wir Dessau als Sehenswürdigkeit hinzu sowie die ausgezeichnete Organisation der Reise, die Frau Jessenberger besorgt hatte, so wird allen, die teilgenommen haben, Dessau in lebhafter Erinnerung bleiben.

Ganz anders die Szene in Rovereto. Hier war das Museum mit seiner fabelhaften Ausstellung zur tänzerischen Avantgarde „La Danza delle Avanguardie“, präsentiert in 22 Räumen, das Ziel der Reise. Um das Erlebnis Italien im Frühling vollständig zu machen, war auch ein Ausflug ins nahe Trient, der alten Bischofsstadt und Schauplatz des Konzils von 1545 –1563 (mit Unterbrechungen), organisiert. Mein Sohn, Historiker und Kunsthistoriker, hatte sich vorgenommen, uns herumzuführen und die wechselhafte Geschichte der Stadt anschaulich zu erklären. Bei einem herrlichen italienischen Essen im Garten eines typischen Ristorante wurde viel gelacht, erzählt und diskutiert.

Einen ausführlichen Bericht gibt Herr Dr. Klaus Böttcher im Anschluss.

Nun freue ich mich auf ein Wiedersehen mit Ihnen zu den Ballett-Tagen.

Herzlich grüßt Sie

Ihre

Marjetta Schmitz-Esser

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La Danza delle Avanguardie in Rovereto

Zehn Ballettfreunde machten sich am 20. April auf den Weg nach Rovereto in Norditalien, um sich die Ausstellung „La Danza delle Avanguardie“ anzusehen, nachdem Frau Schmitz-Esser uns auf der letzten Mitgliederversammlung so begeistert davon berichtet hatte.

Wir flogen aus dem kühlen Norden in den sonnigen Frühling Italiens. Frau Jessenberger hatte in gewohnter Sorgfalt Flug und Hotel gebucht und hatte für den 21. April ein Treffen mit Frau Schmitz-Esser in Trient arrangiert. Aber Frau Schmitz-Esser kam nicht allein. Sie brachte ihren Sohn mit, einen sehr jungen promovierten Kunsthistoriker, der uns durch das schöne Trient führte. Diese Führung war ein großer Genuss. Dr. Schmitz-Esser wusste von der Geschichte der Stadt zu berichten, die eng mit dem Kaisertum und Papsttum im Mittelalter verbunden war, zeigte uns schöne Renaissance- und Barockbauten, die imposante Burg der Fürstbischöfe und schließlich den schönen alten Dom. Frau Schmitz-Esser hatte ein Restaurant ausfindig gemacht, auf dessen schattiger Terrasse wir zwischendurch in froher Stimmung zu Mittag aßen. Dieser Tag in Trient war ein bereicherndes Erlebnis.

Der nächste Tag war dann ganz dem eigentlichen Ziel der Reise gewidmet. Um 10.00 Uhr war eine deutschsprachige Führung bestellt, die zwei Stunden dauerte und ausführlich und lebendig war. Danach ging man allein oder in Gruppen erneut durch die Ausstellung. Wie der Titel andeutet, befasst sich die Ausstellung mit den Anfängen des modernen Tanzes. Natürlich spielen Nijinsky und die Ballets Russes eine große Rolle. Auf Monitoren liefen ununterbrochen Videos mit Balletten aus jener Zeit, sei es als Rekonstruktionen oder als moderne neuere Produktionen. Auf einem besonders großen Monitor waren Filme zu sehen, die Tänzerinnen, Tänzer oder Ballette in Verbindung mit dem jeweiligen politischen oder gesellschaftlichen Zeitgeschehen zeigten. So wurden Ausschnitte des Balletts „Der Grüne Tisch“ von Kurt Jooss und Filmsequenzen von Naziaufmärschen unmittelbar nacheinander gezeigt.

Sehr spannend und künstlerisch anregend waren die Verbindungen, die zwischen den Ballets Russes und großen Künstlern der Zeit bestanden haben, wie zunächst mit den Russen Bakst, Chagall, Exter, Goncharova, Malevich und vielen anderen; dann Picasso, Matisse, Miro, um nur einige zu nennen. Ziemlich umfangreich war Oskar Schlemmer vertreten. Es waren Kostüme aus „Das Triadische Ballett“ zu sehen, aber auch viele Zeichnungen, die die Ideen von Schlemmer sichtbar machten. Etliche Bühnenbild-Rekonstruktionen wurden gezeigt, die nie benutzt wurden, weil sie zu skurril oder für Ballett nicht geeignet waren, die aber zeigten, wie kreativ die Künstler sich mit der Materie auseinander gesetzt haben. Man kann nicht alles aufzählen, was zu sehen war. Die Ausstellung war sehr umfangreich, ohne dass sie durch die große Zahl der Objekte erdrückend wirkte. Dennoch waren die meisten von uns nach gut sechs Stunden nicht mehr aufnahmefähig. Einige machten sich dann auf die Suche nach einem netten Restaurant für das Abendessen, das auch gefunden wurde. Ein großer Teil der Gruppe nutzte den Vormittag des Abreisetages für einen zweiten Besuch der Ausstellung.

Ein paar Worte noch zu dem Museum. Es ist ein ganz moderner Bau, der 2002 eröffnet wurde. Er ist als Rundbau angelegt, in dessen Mitte sich ein großer, runder Innenhof öffnet. Dieser Innenhof ist größtenteils überdacht von einer Stahl-Glas-Kuppel, die dem Pantheon in Rom nachempfunden ist. In der Mitte oben ist ein Loch, unter dem Loch auf dem Boden ein rundes Wasserbecken. Zur Zeit wird dieses Becken von einer Figurengruppe umstanden, die aber eine Leihgabe ist und nicht zum Bau gehört. Dieser Innenhof erscheint imposant, wirkt trotz der Größe und Höhe einladend, nicht kalt-modern. Die Ausstellungsräume sind sehr großzügig und geräumig, waren aber alle abgedunkelt. Schon dieses Museum ist sehenswert.

Am 23. April nachmittags wurden wir zum Flugplatz Verona transferiert. Die Maschine flog mit Verspätung ab und kam natürlich auch mit Verspätung in München an. Wir mussten unsere Beine in die Hand nehmen, um die Anschlussmaschine nach Hamburg zu bekommen. Uns ist dies gelungen, unserem Gepäck nicht. Es musste am nächsten Tag mit Taxen nachgebracht werden.

Fazit: Sonniges Italien, wunderschönes Trient, Ballett und Tanz mal aus einer anderen Perspektive in einem bewundernswerten Museum. Eine schöne, andere Welt.

[Dr. Klaus Böttcher]

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Was bringt die nächste Spielzeit beim HAMBURG BALLETT?

Auf der Pressekonferenz in der Hamburgischen Staatsoper am 27. April stellte John Neumeier seine Pläne für die Spielzeit 2006/2007 vor. Sie kreisen um „Märchen und Mythen“, und im Mittelpunkt dürfte die von ihm „Parzival-Projekt“ (Arbeitstitel) benannte Uraufführung stehen, die am 10. Dezember 2006 auf die Bühne kommt. Zum ersten Mal arbeiten hier der Ballettintendant John Neumeier und die Opernintendantin Simone Young zusammen. Es wird trotzdem keine getanzte Oper werden, so Neumeier, neben Musik von Richard Wagner hat der Choreograph Kompositionen des Amerikaners John Adams ausgewählt. Die Vielschichtigkeit der Sage neu zu sehen, sei ihm ein Anliegen, und dabei geht John Neumeier auf Texte von Chrétien de Troyes und Wolfram von Eschenbach zurück. Im Festspielhaus Baden-Baden wird das „Parzival-Projekt“ schon Ende November uraufgeführt bzw. vor-ausprobiert, die zweiwöchige Probenzeit dort kommt dem Werk allemal zu Gute, so John Neumeier.

Zu diesem mythischen Themenkomplex passt die Wiederaufnahme der „Artus-Sage“ am 7. Oktober 2006.

„Die kleine Meerjungfrau“ bildet die zweite Premiere der Spielzeit, am 1. Juli 2007 zur Eröffnung der 33. Hamburger Ballett-Tage. Nicht die für und in Kopenhagen kreierte Fassung, sondern eine für das HAMBURG BALLETT veränderte werden wir zu sehen bekommen. „Alles, was für eine andere Company gemacht wurde, habe ich im Herzen für Hamburg gemacht,“ sagte Neumeier, und er freue sich sehr darauf, das Werk für seine Tänzer „umzukrempeln“. Lera Auerbach komponierte die Musik, John Neumeier zeichnet für Choreographie, Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich. Wer bei diesem Werk die Musikalische Leitung übernehmen wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.

Und passend zu H. C. Andersens Märchen wird „A Cinderella Story“ am 12. April 2007 wieder aufgenommen.

Im Repertoire der kommenden Spielzeit bleiben folgende zehn Werke: „Die Kameliendame“, „Tod in Venedig“, „Jewels“, „Der Nußknacker“, „Fenster zu Mozart“, „Nijinsky“, „Matthäus-Passion“, „Requiem“, „Dornröschen“ und „Lieder der Nacht“. Neben Baden-Baden wird Wien Ziel einer Gastspielreise sein, und im Februar 2007 geht das HAMBURG BALLETT wieder einmal auf USA-Tournee.

Der Erste Solist Jirí Bubenícek tanzt ab Sommer beim BALLETT DRESDEN.

Yukichi Hattori und seine Freundin, die kanadische Tänzerin Galien Johnston, wechseln zum ALBERTA BALLET nach Calgary in Kanada.

Philippa Cook geht zurück nach Australien, sie hört auf zu tanzen und wird dort studieren.

Christelle Cennerelli muss für ein neues Engagement noch vortanzen.

Victor Mateos Arellano hat auch noch kein neues Engagement und muss vortanzen, Stephan Bourgond geht nach Monaco zu LES BALLETS DE MONTE CARLO.

Weitere Veränderungen beim HAMBURG BALLETT:

Thiago Bordin wird Erster Solist, Stefano Palmigiano Solist.

Als Solisten neu zum HAMBURG BALLETT kommen Carolina Agüero und Kusha Alexi sowie Dario Franconi und Almicar Moret Gonzalez.

Patricia Tichy wird die Gruppe verstärken, und die neuen Eleven sind Anna-Lena Wieg und unsere Stipendiaten Marissa Jiménez und Matias Iaconianni.

Auch das Gastspiel der diesjährigen 32. Hamburger Ballett-Tage steht nun fest: Die BILL T. JONES / ARNIE ZANE COMPANY zeigt am 4. und 5. Juli „Another Evening: I Bow Down“. Den Tänzer und Choreographen Bill T. Jones beschrieb John Neumeier als eine Art „schwarze Pina Bausch“ und betonte, dass die Company exklusiv mit diesem Stück nach Hamburg reist.

[Dagmar Fischer]

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Kurznachrichten

Am Montag, dem 17. April 2006, erhielt John Neumeiers „Ein Sommernachtstraum“ die Goldene Maske 2006 in der Kategorie „Beste Ballettproduktion“. Das 1977 für das HAMBURG BALLETT kreierte Werk feierte am 22. Dezember 2004 Russland-Premiere im Moskauer Bolschoi Theater. Dort fand auch die Preisverleihung statt. Die Goldene Maske wird seit 1995 jährlich von einer Kritiker-Jury in verschiedenen Kategorien verliehen, sie gilt als höchste Auszeichnung für Darstellende Kunst in Russland. Zum letzten Mal in dieser Spielzeit steht „Ein Sommernachtstraum“ am 28.6. auf dem Programm in Hamburg.

Die MARTHA GRAHAM DANCE COMPANY gastiert vom 8. bis 13. August in der Hamburgischen Staatsoper (8.-12.8. um 20 Uhr, am 12.8. zusätzlich und am 13.8. ausschließlich um 16 Uhr). Welche Choreographien zu sehen sein werden, steht heute leider noch nicht fest, Karten von 43 bis 79 Euro sind erhältlich unter Telefon 040-30 05 16 66.

Unmittelbar danach, vom 15. bis 27. August, wird in der Oper Tango getanzt: „Tanguera“, das neue argentinische Musical, erzählt die Geschichte des Tanzes von seinen Ursprüngen bis zu seinen besten Zeiten in einer Choreographie von Mora Godoy. Karten sind zwischen 22,40 und 60 Euro erhältlich unter Telefon 040-30 05 16 66.

Das berühmte CLOUD GATE DANCE THEATRE OF TAIWAN gastiert zwischen dem 24. und 30. Mai in Berlin mit „Cursive, a Trilogy“. Alle drei Teile der Trilogie sind Uraufführungen, ein Publikumsgespräch und eine Podiumsdiskussion ergänzen die Vorstellungen. Haus der Berliner Festspiele, Schaperstr. 24, Berlin-Wilmersdorf, Karten zu 10, 18 und 25 Euro unter Telefon 030-39 78 71 75.

Die Preisträger der 6. Afrikanischen Tanzplattform werden am 6. Juni in der Kampnagelfabrik Hamburg unter dem Titel „Danse l'Afrique danse!" präsentiert. Das Festival der besten Tänzer und Choreographen aus dem afrikanischen und südostasiatischen Raum existiert seit 1995. Karten unter Tel. 040- 27 09 49 49.

[Dagmar Fischer]

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ENTFESSELT - eine Rekonstruktion von Tanz-Petitessen

Im Rahmen der Ausstellung „Entfesselt“ – Expressionismus in Hamburg um 1920 im Museum für Kunst und Gewerbe lassen Studenten der „Hochschule für Musik und Theater Hamburg“ unter der Leitung von Prof. Catrin Smorra und Prof. Frank Böhme zu originalen Kompositionen von Hans Heinz Stuckenschmidt die Tänze von Lavinia Schulz und Walter Holdt wieder aufleben. Die bizarr-phantastischen Ganzkörpermasken wurden von Studenten der „Anna-Siemsen-Schule für Gewandmeister“ rekonstruiert.

Die Aufführung findet am Sonntag, den 28. Mai 2006 um 20 Uhr in der Hochschule für Musik und Theater statt, Eingang Milchstraße. Die Karten kosten 5,00/10,00 Euro und sind bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse zu erwerben.

[Maria Walkowiak]

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Weitere aktuelle Veranstaltungshinweise

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Letzte Aktualisierung: 30.09.06, [ddd]