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Gekürzte Fassung des Rundschreibens vom Dezember 2009

Themenübersicht


Liebe Ballettfreunde,

viel zu schnell geht dieses Jahr wieder dem Ende zu. Ein abwechslungsreiches Programm begleitete uns durch die gesamte Saison. Höhepunkt im Dezember war wohl die Bühnenprobe von „Orpheus“, der neuesten Choreografie von John Neumeier. Leider fiel der dafür vorgesehene Darsteller des Orpheus, Roberto Bolle, knapp vor der Premiere krankheitsbedingt aus. So ist Otto Bubenícek für ihn eingesprungen und hat sein Bestes gegeben. Unsere Tänzer sind wirklich fabelhaft. Wir können uns nur glücklich schätzen mit solch’ einer vielseitigen Compagnie!

Der traditionelle Nikolaus-Nachmittag im Ballettzentrum zeigte wie jedes Jahr sehr anschaulich die Arbeit der Schüler und Schülerinnen – immer zur größten Freude unserer Mitglieder. Deshalb meine Bitte: Spenden Sie für das Erika-Milee-Stipendium! Jeder Betrag, sei er noch so klein, ist willkommen. Sie helfen damit, dass begabte Schüler an dieser renommierten Schule ihren Abschluss machen können. Durch meine Reisen treffe ich persönlich, sei es in Zürich oder München oder sonst wo, immer auf Namen von Tänzern, welche die Ballettschule des Hamburg Ballett - John Neumeier absolviert haben. Diese Tatsache erfüllt mich mit Stolz, sind doch einige durch unsere Stipendien so weit gekommen. Übrigens: Die Spenden sind steuerlich abzugsfähig.

In diesem Jahr war ich am 1. Dezember ins Hamburger Rathaus geladen zum Empfang der ehrenamtlich tätigen Helfer und Helferinnen im Kulturbereich. So werden wir Ballettfreunde immer mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen, eine Tatsache, die mich sehr freut. Ich bekam einen Sticker mit der Aufschrift: HAMBURG ENGAGIERT SICH, der in der Gurlittstraße zu sehen ist.

So wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest, Gesundheit und Wohlergehen im neuen Jahr!

Mit sehr herzlichen Grüßen im Namen des Vorstands

Ihre Marjetta Schmitz-Esser

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Kultur ist Bürgerrecht

Nachdem bekannt geworden war, dass der hamburgische Senat die Absicht hat, den Kulturetat für das Jahr 2010 um 5% = ca. € 10.000.000,- zu kürzen, hat Herr Prof. Manfred Lahnstein, ehemaliger Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen, einen offenen Brief an den ersten Bürgermeister Herrn Ole von Beust initiiert, der auf die Gefahren einer Kürzung des Kulturetats eindringlich hinwies. Dieser Brief wurde am 27.10.2009 im Hamburger Abendblatt veröffentlicht. Unterzeichner dieses Briefes waren auch die Ballettfreunde Hamburg neben vielen anderen renommierten hamburgischen Stiftungen, Förder- und Freundeskreisen. Am 01.12.2009 fand im Hause der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius ein Treffen der Vertreter der an dieser Initiative beteiligten Freundes- und Förderkreise statt, an dem ich für die Ballettfreunde teilgenommen habe.

Es konnte mit Genugtuung festgestellt werden, dass der offene Brief in der Politik nicht ungehört geblieben ist. Herr von Beust bedankte sich nicht nur herzlich für diesen „Aufruf“, sondern versicherte auch, dass er mit den Unterzeichnern in der Frage der Bedeutung der Kultur für Hamburg einer Meinung sei.

Der Teilnehmerkreis beschloss, auch in Zukunft unter der Leitung von Herrn Prof. Lahnstein gemeinsam zu handeln, wenn aus politischen Gründen Nachteile für die Kultur in Hamburg zu befürchten sind.

[Dr. Edith Regerbis]

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Bericht vom Punschabend

Wie jedes Jahr vor Weihnachten, fand auch diesmal ein Punschabend in den Büroräumen unserer Geschäftsstelle in der Gurlittstraße statt. Es war vorgesehen, dass Frau Schmitz-Esser zum Einstimmen wieder eine Weihnachtsgeschichte vorlesen wird, aber leider musste sie aus familiären Gründen vorzeitig nach Hause fahren.

Frau Fischer hat sich bereit erklärt, das traditionelle Vorlesen zu übernehmen. Sie sagte zu Beginn des Abends, dass sie die Aufgabe sehr gern und mit Freude übernommen habe. Und das merkten wir bei ihrem Vorlesen sehr deutlich. Bei festlich geschmücktem Tisch mit Kerzen und Weihnachtsgebäck sowie Hamburger Franzbrötchen mit Zimt und heißem Punsch hat sie schöne, teilweise besinnliche, zum Teil auch launige Texte und Gedichte und zum Schluss eine geistreich-witzige moderne Weihnachtsgeschichte vorgetragen. Wir empfanden es besonders schön, dass Frau Fischer zu allen Stücken sehr persönliche kleine Bemerkungen machte, dass sie alles, was sie uns vorlas, auch selbst besonders schätzte.

Es gab zwischen den einzelnen Lesungen (von Friedrich Schiller über Josef Roth und Wolfgang Borchert zu Hans Scheibner u. a.) sogleich rege Gespräche, die nach einer Weile jeweils durch Klopfen an die nachgeschenkten Punschgläser unterbrochen wurden. Der Rotweinpunsch leuchtete nicht nur in den Gläsern, sondern auch in unseren Augen. Es war ein anregender, stimmungsvoller Punschabend.

[Dr. Klaus Böttcher]

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Gastspiel des Queensland Ballet

Ein Wiedersehen mit François Klaus und Robin White bei „Timeless Dances“

An zwei Abenden, dem 27. und 28. Oktober, gastierte das QUEENSLAND BALLET aus dem australischen Brisbane im Congress Centrum Hamburg. François Klaus, Künstlerischer Direktor der Compagnie seit elf Jahren, begleitete die Europa-Tour zusammen mit seiner Frau Robin White, vielen Ballettfreunden sind die beiden ehemaligen Ersten Solisten des HAMBURG BALLETT in bester Erinnerung. Das „Timeless Dances“ betitelte Programm zeigte Choreografien der Australierin Natalie Weir, dem ebenfalls als Tänzer in Hamburg bestens bekanntem Kim McCarthy und drei Werke von François Klaus. Er und Robin White trafen sich in der Pause der Vorstellung am 28.10. mit einer Gruppe Ballettfreunde im Foyer des CCH, aus seiner Sicht als Choreograf erzählte er Interessantes über Hintergründe und Entstehung seiner „Timeless Dances“, die er zur Musik des 28-jährigen Aboriginal-Musikers William Barton kreierte. Den international erfolgreichen Didgeridoo-Spieler und den europäischen Choreografen verbindet inzwischen eine herzliche Freundschaft.

[Dagmar Ellen Fischer]

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Wiederaufnahme "Endstation Sehnsucht"

1948 gewann Tennessee Williams den Pulitzer-Preis für sein Drama „Endstation Sehnsucht“ („A Streetcar Named Desire“). Für John Neumeier ist dieses Werk „eines der größten Stücke der amerikanischen Theater-Literatur“, zu dem er eine sehr persönliche Beziehung hat. 1983 schuf John Neumeier sein gleichnamiges Ballett zu Musik von Sergej Prokofjew und Alfred Schnittke für Marcia Haydée und das Stuttgarter Ballett. Zwanzig Jahre ist es her, dass diese Choreografie zuletzt in Hamburg zu sehen war. Die Wiederaufnahme am 14. November dieses Jahres wurde begeistert aufgenommen.

Aus dem psychologisch komplexen Theaterstück macht der Choreograf John Neumeier ein vielschichtiges Handlungsballett: Die Welt der verarmten Südstaatenschönheit Blanche du Bois zieht sich langsam aber sicher immer enger zusammen; anlässlich eines Besuchs bei ihrer Schwester in New Orleans bricht das labile Gebäude ihrer Lebenslügen zusammen, nach einer Katastrophe bleibt der verwirrten Frau nur die Flucht in den Wahnsinn. Silvia Azzoni tanzt die zerbrechliche Hauptfigur mit rückhaltloser Hingabe; Carolina Agüero verkörpert ihre pragmatische Schwester Stella differenziert und überzeugend; als deren Ehemann und Blanches Schwager Stanley strahlt Carsten Jung in einer gelungenen Mischung aus Prolet, Macho und verunsichertem Einwanderer Nordamerikas. Das Ensemble bildet in beeindruckender Weise Atmosphäre und Ambiente der Stadt New Orleans.

[Dagmar Ellen Fischer]

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20 Jahre Ballettzentrum Hamburg – John Neumeier

„Werfen Sie das Programmheft des heutigen Abends nicht weg – Sie werden die darin aufgeführten Namen der Schüler später noch in anderen Zusammenhängen lesen!“ Auf charmante Art prophezeite John Neumeier dem Publikum in der restlos ausverkauften Hamburgischen Staatsoper, dass seine Schüler Karriere machen werden. Und die Beispiele, die an diesem 26. Oktober 2009 über die Bühne gingen, geben ihm recht.

Als Ballett-Werkstatt angekündigt, entwickelte sich die Aufführung anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Ballettzentrums doch „eigentlich zu einem Gala-Abend“, wie der stolze Schulleiter John Neumeier verkündete. Dass sämtliche Absolventen in den Tanzcompagnien dieser Welt ein Engagement finden – über die Hälfte von ihnen sogar beim Hamburg Ballett – wundert nicht angesichts dieser Präsentation aller Alterstufen und Ausbildungsklassen. John Neumeiers Compagnie ist immer noch für viele in Hamburg ausgebildete Tanzschüler die Nummer eins auf dem Wunschzettel möglicher Arbeitsplätze.

Das Eröffnungsstück steuerte Kevin Haigen bei, der ehemalige Ausnahme-Solist des HAMBURG BALLETT und heutige Erste Ballettmeister mit langjähriger pädagogischer Erfahrung kreierte zu Tschaikowskys Suite Nr. 3 die „Jubiläumstänze“, uraufgeführt 2004. Doch ging es bei der rund zweistündigen Gala nicht nur darum, die eigenen Schüler ins beste Licht zu rücken, sondern auch zu zeigen, wie andernorts in der Welt zukünftige Tänzer aufs harte Berufsleben vorbereitet werden: Fünf renommierte Ballettschulen waren eingeladen, noch in Ausbildung befindliche oder frisch ausgebildete Schüler zu dieser einmaligen Vorstellung zu entsenden. Und so kamen Tänzer aus Canada’s National Ballet School in Toronto, von der L’École de Danse de l’Opéra National de Paris (der im Jahr 1713 gegründeten und damit ältesten Ballettschule der Welt), von der Royal Ballet School in London, aus der „Kompagni B“ von Det Kongelige Teaters balletskoler aus Kopenhagen sowie von der John Cranko Schule aus Stuttgart.

Verwunden, doch nicht vergessen hat John Neumeier die langwierigen Verhandlungen und die zermürbende Zeit, bevor es zur Gründung des Ballettzentrums kommen konnte: Zwei Mal wurde sein Antrag, der den Umbau der ehemaligen allgemeinbildenden Schule in der Caspar-Voght-Straße im Stadtteil Hamm zu einem Ballettzentrum vorsah, vom Hamburger Senat abgelehnt. Innerlich schon fast auf dem Sprung, möglicherweise doch eines der verlockenden Angebote anderer Städte und attraktiver Theater anzunehmen, erhielt John Neumeier dann am 11.7.1985 das erlösende OK, das letztlich seinen Aufenthalt in Hamburg und sein Lebenswerk sicherte. Mit Tränen in den Augen erinnerte sich der Schulleiter während des Jubiläums in der Hamburgischen Staatsoper an jenen entscheidenden Moment in seinem Leben. Und blickte doch auch gleich wieder nach vorn: Beflügelt hätten ihn damals diese neuen Räume, diese große Weite der Tanzsäle, in denen er inzwischen so viele Werke kreierte.

[Dagmar Ellen Fischer]

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Premiere "Orpheus"

Derart viele Komplikationen habe es nie zuvor bei der Entstehung eines Balletts gegeben, sagte John Neumeier am 6. Dezember auf der Premierenfeier von „Orpheus“. Damit meinte er vor allem den Ausfall des Startänzers Roberto Bolle zwei Wochen vor der Uraufführung, der Italiener war als Gast für die Titelrolle geplant. Die verkörperte Otto Bubenícek, Erster Solist und ohnehin alternierend als Besetzung geplant; er glänzte als zweifelnd Liebender und komplexe Künstlerfigur. Überstrahlt nur von Hélène Bouchet in der Rolle der Eurydike, die als Erdengefährtin und tote Geliebte gleichermaßen beseelt tanzte.

Als Schlüsselfigur, dem die Erfindung der europäischen Musik nachgesagt wird, bekommt natürlich die Musikauswahl für „Orpheus“ eine besondere Bedeutung: John Neumeier kombinierte „Rosenkranz-Sonaten“ des Barockkomponisten Heinrich Ignaz Franz Biber und Musik aus „Apollon“ sowie „Orpheus“ von Igor Strawinsky zu einem Klangteppich; dieser wird kontrastiert von Kompositionen des zeitgenössischen Duos Peter Blegvad & Andy Partridge, ihr Werk „Orpheus the Lowdown“ schafft durch fremdartige Klänge die passende Atmosphäre für die jenseitige Welt. Nicht im Orchestergraben, sondern mitten unter den Tänzern, spielt Rüdiger Lotter als Alter Ego der Titelfigur auf seiner Violine, auf diese Weise erklingt Orpheus’ magische Musik tatsächlich live und berührend direkt aus seinem Umfeld.

John Neumeier verlegt die archaische Geschichte ins Hier und Jetzt: Straßenmusiker Orpheus verliert seine geliebte Eurydike durch einen Autounfall, das großstädtisch anmutende Bühnenbild und die Kostüme bringen uns ein heutiges Künstlerschicksal nahe.

[Dagmar Ellen Fischer]

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Nikolaus im Ballettzentrum

Seit vielen Jahren ist es schöne Tradition, dass die Mitglieder der Ballettfreunde Hamburg das Privileg haben, zu einer Nikolausfeier ins Ballettzentrum eingeladen zu werden. Das war auch in diesem Jahr wieder möglich, am 9. Dezember – der 6. Dezember war ja mit der Uraufführung von „Orpheus“ belegt. Die Ballettfreunde Hamburg freuen sich sehr und sind dankbar, die jungen Tänzerinnen und Tänzer in gewisser Weise regelmäßig begleiten und so die sich steigernden Leistungen von Jahr zu Jahr miterleben zu können.

Das für uns geplante Programm begann um 16 Uhr, da einige Schüler direkt vom Schulunterricht zu dieser Aufführung ins Ballettzentrum kamen – den organisatorischen Aufwand, den eine solche Veranstaltung für alle Beteiligten bedeutet, kann man von außen nur ahnen! Bis zum Beginn der Vorstellung konnten wir uns die Zeit in der Kantine bei Stollen und Kaffee vertreiben oder im oberen Stockwerk beim Training zuschauen.

Ann Drower zeigte in einer Probe mit den Vorschulklassen A, B und C anschaulich, wie man auch mit den Allerkleinsten diszipliniert an tänzerischen Qualitäten arbeiten kann, ohne das Spielerische zu verlieren. Offensichtlich gibt es eine eigene Sprache in ihrem Unterricht: Ein „gebügelter“ Bauch ist ein flacher Bauch, der Hals sollte sich so strecken, als ob er „20 Halsketten“ trüge, und die Oberkörperdehnung vornüber möge geschmeidig gehen wie mit „Weichspüler“. Einzelne Sequenzen eines „Danza Rustika“ ließ sie mit Ausdauer so lange wiederholen, bis Ausführung, Raumaufteilung, Rhythmus und das Miteinander stimmte. „Was ist Ballett?“ – „Eine stille Kunst!“ Und sofort wurde es leise in den Reihen der Kinder.

Ab 17 Uhr führte dann Marianne Kruuse als Stellvertreterin des Schuldirektors John Neumeier durch das vorbereitete Programm. Nicht weniger als 15 (!) einzelne Tänze boten die Schüler der Klassen I bis VIII. Etüden, Studien und kleine eigene Choreografien, aber auch ein Solo aus John Neumeiers „Yondering“ verblüfften das Publikum. Und der aktuell von den Ballettfreunden geförderte Stipendiat zeigte sich von seiner besten Seite: Marcelino, ein sehr begabter Junge von den Philippinen, beeindruckte in einer Variation aus „Le Corsaire“.

Um 18 Uhr endete die Präsentation, sodass alle, die „Orpheus“ in der Oper sehen wollten, bequem in die Innenstadt fahren konnten, um gleich wieder Ballett zu erleben.

[Dagmar Ellen Fischer]

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Letzte Aktualisierung: 20.02.10, [ddd]