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Gekürzte Fassung des Rundschreibens vom September 2013

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Liebe Ballettfreunde,

nun melden wir uns wieder nach der langen Sommerpause. Ich hoffe, Sie sind alle gut zurück aus den Ferien und freuen sich auf die Neuigkeiten im Ballettgeschehen.

Zunächst ein kleiner Bericht meinerseits von den „Young Euro Classic“ vom 1. August im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin. Dieser Abend fand in Zusammenarbeit mit dem Bundesjugendballett statt. Dessen Vorführung war der Höhepunkt und Abschluss der zweijährigen Arbeit der ersten Gruppe von Tänzern, die nun alle in unterschiedliche Engagements entlassen werden. Schirmherrin der Veranstaltung war die uns allen bekannte Schauspielerin Gudrun Landgrebe. John Neumeier selbst war anwesend und sprach sehr bewegende Worte und seine Bewunderung über die Leistung seiner jungen Tänzer aus. Viele von Ihnen, liebe Freunde, kennen das in Berlin gezeigte Programm aus einer Aufführung im Ernst Deutsch Theater. Das Programm hieß „Simple Gifts“ – Lieder und Tänze inspiriert von Folk Songs. Die jungen Tänzer haben die Choreografien zumeist selbst geschaffen. Als Vertreterin unseres Vereins war ich als Ehrengast zu dieser Vorstellung eingeladen. Anschließend kam ich beim Empfang mit den jungen Tänzern ins Gespräch und erfuhr so, dass Gabriela Finardi ab Herbst in Bratislava tanzen wird. Sie hat sich sehr gefreut, dass wir im Oktober dort sein werden.

Wir verlegen unsere Nikolausfeier in der Ballettschule vor. Gigi Hyatt, die neue stellvertretende Direktorin, sowie Indrani Delmaine, die Nachfolgerin von Uschi Ziegler, freuen sich sehr auf unseren Besuch und bereiten eine kleine Vorstellung der Schule für uns vor. Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen; immerhin bedeutet ja die Vorbereitung eines solchen Abends viel Mühe für alle Beteiligten. Wie jedes Jahr, legen wir Mitglieder der Ballettfreunde unsere kleinen Geschenke für die Schülerinnen und Schüler unter den Weihnachtsbaum, der in der Eingangshalle des Ballettzentrums aufgestellt ist.

Ihnen allen wünsche ich einen gelungenen Auftakt bei der Wiederaufnahme von „Othello“. Ich selbst freue mich schon jetzt darauf, diejenigen zu treffen, die an unserer Reise nach Bratislava teilnehmen.

Mit herzlichen Grüßen, Ihre

Ihre Marjetta Schmitz-Esser

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Wiederaufnahme „Othello“ zur Spielzeiteröffnung

Die Überführung von der Kampnagel-Halle auf die Bühne der Hamburgischen Staatsoper hat das Ballett „Othello“ unbeschadet überstanden. Im Gegenteil: Die andere Perspektive eröffnet neue Sichtweisen auf John Neumeiers modernen Klassiker. Das abendfüllende Handlungsballett war für den alternativen Spielort kreiert und dort im Januar 1985 uraufgeführt worden; seither wurde es ausschließlich auf Kampnagel gezeigt. Für die anderen Dimensionen der Opernbühne musste es sich einige wenige Änderungen gefallen lassen. Doch natürlich bleiben Substanz und Kern erhalten: Nicht Geringeres als ein Geniestreich ist dem Choreografen gelungen!

Amilcar Moret Gonzalez als „Othello“ ist ein Glücksfall: Mit ihm erfuhr das Ballett seine Wiederaufnahme im Jahr 2008, nachdem es 14 Jahre lang nicht auf dem Spielplan gestanden hatte. Der Tänzer kam 2006 zum HAMBURG BALLETT, und seinerzeit hatte er vor, den Rest seines aktiven Tänzerlebens in Hamburg zu verbringen. Doch es kam anders, 2009 verließ er die Compagnie aus persönlichen Gründen. John Neumeiers Einladung, die Titelrolle erneut zur Wiederaufnahme-Premiere und Spielzeiteröffnung 2013 zu tanzen, ist eine wunderbare Gelegenheit, nun als Gast zurückzukommen.

Hélène Bouchet war auch vor fünf Jahren seine Partnerin in der Rolle der Desdemona, die beiden harmonieren miteinander, man glaubt ihnen jede Geste – ob Liebesbeweis oder pure Verzweiflung. Jago, den intriganten Sadisten, verkörpert Otto Bubenícek mit einer Gnadenlosigkeit, die zum Fürchten Anlass geben könnte; den Ersten Solisten hatte das Publikum länger nicht auf der Bühne gesehen.

John Neumeier schuf nicht nur die Choreografie, sondern entwarf auch Bühnenbild sowie Kostüme und inszenierte das komplexe Werk, wodurch der knapp dreistündige Abend wie aus einem Guss wirkt. Nah an William Shakespeares Tragödie, arrangiert er parallele Handlungsstränge, die eine Art Sogwirkung entfalten. So ist es möglich, dass die zerbrechliche Gefühlswelt der Protagonisten und ein drastisch-derber Tanz der Krieger zeitgleich im Bühnenraum bestehen können. Und wie sich das Zelt als Liebesnest in Parterre bewährt, obwohl es auf dem Dach das Orchester beherbergt und sich diese erste Etage zusätzlich in ein Schiff mit riesigen Segeln verwandelt – das ist schlichtweg einzigartig. Ähnliches gilt für die kongeniale Musikauswahl, die jede Situation atmosphärisch definiert. Im Zentrum steht das gegensätzliche Liebespaar, das sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der Zuschauer sicher sein kann. Doch sind auch solche Momente faszinierend: Jagos Auftritt als zerstörerischer Charakter findet in einer Veränderung des Bühnenbilds seine Entsprechung – beim Abnehmen der Wandteppiche winden sich die Kordeln zu deren Befestigung schlangengleich an den Seitenwänden entlang.

Amilcar Moret Gonzalez wird „Othello“ auch für den erkrankten Thiago Bordin tanzen, ursprünglich waren beide alternierend geplant. Im Interview gestand der 36-jährige Tänzer aus Kuba, dass die Figur des edlen Feldherrn die größte Herausforderung seiner Karriere darstelle, „sowohl technisch als auch mental und emotional.“ Der zweite Akt erfordert ununterbrochene Bühnenpräsenz, „ich muss diese Wut aufbauen, die sich zu Eifersucht und Raserei steigert“, so Gonzalez, „nach einer solchen Aufführung fühle ich mich vollkommen zerstört.“ Aber gerade diese Intensität liebt er an Neumeiers choreografischer Handschrift. „Eine Arbeitsweise, wie John Neumeier sie als Coach seiner Werke praktiziert, ist selten geworden – Tanz entwickelt sich vielerorts leider in Richtung Fast Food. John aber erklärt jede Bewegung, erläutert, welche Empfindung zugrunde liegt und gibt so jeder Geste einen Sinn“, resümiert Gonzalez. Ein Beispiel: „Im ersten Akt tanzt Othello solistisch ohne Musik, und dieses Solo ist eine nonverbale Rede an die Venezianer: Seht mich an, für euch habe ich Kriege gewonnen, aber ihr schaut verächtlich auf mich herab.“ In diese beredten Gesten, in dieses Bild von einem Mann verliebt sich Desdemona – und dennoch bleiben sich beide fremd. Das führen die idealisierten, aber verfälschenden Abbilder des jeweils anderen vor Augen: Der wilde Krieger und La Primavera, eher kleine, dennoch Schlüsselrollen.

Schlüsselszenen bilden die beiden berührenden Pas de deux, das Liebes- und Todes-Duett. Amilcar Moret Gonzalez fasst es in Worte: „Das Liebesduett ist ein vorsichtiges Kennenlernen mit ersten Berührungen. Zum Schluss, wenn der letzte Pas de deux beginnt, weiß Othello schon, dass er Desdemona töten wird und ist zu keiner Regung mehr fähig!“

[Dagmar Ellen Fischer]

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Kurznachrichten

In der Hammer DREIFALTIGKEITSKIRCHE präsentierte die neue stellvertretende Direktorin und pädagogische Leiterin der Ballettschule des HAMBURG BALLETT, Gigi Hyatt, gemeinsam mit Indrani Delmaine in der „NACHT DER KIRCHEN“ am 14. September „Tanzträume“: Acht Schüler zeigten Ausschnitte aus „Die Matthäus-Passion“ (Nr. 12 „Blute nur, du liebes Herz!“) und aus des Knaben Wunderhorn („Des Antonio von Padua Fischpredigt“ und „Wo die schönen Trompeten blasen“).

Die ersten Auftritte des BUNDESJUGENDBALLETTS in neuer Besetzung finden am 18. und 19. November 2013 jeweils um 19:30 Uhr statt. Mit dem Debüt-Abend im ERNST DEUTSCH THEATER tritt der neue Jahrgang in die Fußstapfen der ersten Generation, die 2011 ihre Arbeit am Ballettzentrum Hamburg – John Neumeier aufgenommen und ebenfalls im Haus an der Mundsburg debütiert hatte. Sie stellen sich erstmals mit einem abendfüllenden Programm dem Hamburger Publikum vor.

Karten zu 34/31/28 Euro unter Tel. 040-22 70 14 20.

Zur Spielzeiteröffnung von KAMPNAGEL gastiert vom 25. bis 28. September der Brasilianer Bruno Beltrão mit seiner Compagnie erneut auf der größten Bühne der Kulturfabrik. Der heute 34-Jährige begann seine Laufbahn in den Vororten von Rio de Janeiro, heute gehört er zu den bekanntesten zeitgenössischen Choreografen. Auf dem Programm steht das 60-minütige Stück „CRACKz“, für dieses Werk erweiterte der Künstler seine bislang ausschließlich aus Männern bestehende Truppe erstmals um eine Tänzerin. Der Titel meint den „Crack“ als Fachmann, so wie die Tänzer eben Meister ihres Fachs sind.

Besonderes Angebot von Kampnagel, nur für Vereinsmitglieder der Ballettfreunde Hamburg e.V.

Karten für 20 Euro in allen Preiskategorien, je nach Verfügbarkeit.

Die Kartenbestellung kann über die Kampnagel- Kasse erfolgen, Tel. 040-27 09 49 49 (Mo-Sa 13-19 Uhr)

oder per E-Mail an: tickets@kampnagel.de

Die Gewährung des Rabatts erfolgt bei Nennung eines Stichwortes, und das an allen vier Gastspielabenden, also wahlweise am 25., 26., 27. oder 28.9.2013, jeweils um 20 Uhr.

Drei ehemalige Tänzer der Forsythe-Compagnie – Ioannis Mandafounis, Fabrice Mazliah und May Zarhy – fügten die ersten Silben ihrer Nachnamen zusammen und machten sich als MAMAZA selbständig. „Ihre Choreografien zeichnen sich durch eine starke visuelle und körperliche Sprache aus. Dabei inszenieren sie ihre hoch ästhetischen Welten mit groteskem Humor. Für ‚The Nikel Project‘ arbeiten sie mit dem internationalen Musikensemble Nikel zusammen, das auf zeitgenössische Kammermusik spezialisiert ist. Gemeinsam hinterfragen sie die Beziehung zwischen der tänzerischen und instrumentalen Kunst.“

Soweit die Ankündigung des zweitägigen Gastspiels auf KAMPNAGEL am 4. und 5. Oktober um 20 Uhr, Karten ab 12 Euro, Tel. 040-27 09 49 49 (Mo-Sa 13-19 Uhr)

[Dagmar Ellen Fischer]

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Letzte Aktualisierung: 17.11.13, [ddd]