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Gekürzte Fassung des Rundschreibens vom August 2017

Themenübersicht


Liebe Ballettfreunde,

wieder haben wir viel vor in der laufenden Ballett-Saison.

Vorweg können wir Ihnen mitteilen, dass die Reise nach Straßburg im April nächsten Jahres stattfinden wird. Sie hat rege Zustimmung gefunden.

Nun zu unseren aktuellen Vorhaben.

Im November 2017 gibt es ein Künstlergespräch mit Emilie Mazon und Aleix Martínez, das ich im Ballettzentrum führen werde.

Im Dezember 2017, fahren wir mit dem Bus, wie bereits angekündigt, zur Aufführung „Don Quichotte“ nach Flensburg. Das gesamte Programm des Tages haben Sie bereits am per E-Mail bzw. per Post bekommen.

Unsere alljährliche Nikolausfeier findet im Ballett-Zentrum statt. Die Schule wird, wie immer, ein buntes Programm für uns vorbereitet haben. Für die neuen Mitglieder möchte ich sagen, dass wir kleine Weihnachtsgeschenke als Dankeschön für die Schülerinnen und Schüler unter den Christbaum in der Eingangshalle legen. Wir freuen uns schon jetzt über zahlreiches Erscheinen unserer Mitglieder.

Des Weiteren sind Unsere Mitglieder zur Hauptprobe „Don Quixote“ in der Hamburgischen Staatsoper eingeladen.

Das laufende Jahr beschließen wir mit unserem traditionellen Punschabend im Baseler Hof.

Auf ein baldiges Wiedersehen und bis dahin

herzliche Grüße Ihre Marjetta Schmitz-Esser

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Ballett-Werkstatt am 22. Oktober 2017

Die erste Ballett-Werkstatt der aktuellen Spielzeit stand unter dem Motto „Anna Karenina lebt!“. Von diesem Titel möge man sich nicht irreführen lassen, so John Neumeier, er habe nicht den Ausgang der Handlung geändert und die unglückliche Frau mit nur leichten Verletzungen aus den Gleisen gerettet – die Überschrift soll suggerieren, dass dieses Ballett auch in der jetzigen Saison auf dem Spielplan steht.

„Viele Dinge verstehe ich erst, wenn sie entstanden sind“, kommentierte der Choreograf die Anfangsszene seiner am 3. Juli 2017 uraufgeführten Kreation. Der erfolgreiche Politiker Karenin bewegt sich zu Beginn im Zentrum des Geschehens, während seine Frau im Hintergrund zur hübschen Dekoration degradiert wird und seine Anhänger bewegungslos jubeln, wie Neumeier erläutert. Auch im folgenden Familienbild verkümmern Sohn und Gattin zu Requisiten Karenins – der übrigens nun von Carsten Jung verkörpert wird; der Erste Solist war für diese Rolle ursprünglich vorgesehen, verletzte sich jedoch im Sommer.

Einer filmischen Überblendung vergleichbar, gehen auch im Ballett Szenen bruchlos ineinander über: Auf den öffentlichkeitswirksamen politischen Wahlkampfauftritt, der eine sehr kontrollierte Körperlichkeit erfordert, folgt die „entgegengesetzte Welt“ des Sportlers Wronsky mit großer physischer Präsenz. Ein Sprung zurück zur Hauptfigur zeigt: Sobald Anna Karenina nicht offiziell funktionieren muss, bewegt sie sich viel natürlicher!

Solch alltäglichen Dingen, die einen großen Anteil in Tolstois realistischem Roman ausmachen, steht die Ebene der „poetischen Subkultur“ gegenüber, die „das Geflecht zusammen hält“, so Neumeier. Da spielen Träume in ihrer Funktion als Vorahnung eine bedeutende Rolle, hier insbesondere die Figur des Muschik (russischer, oft leibeigener Bauer), der auf den 850 Literatur-Seiten neun Mal auftaucht: schmutzig, bärtig, einfache Arbeiten verrichtend. Zu einem späteren Zeitpunkt im Roman und Ballett sucht er Anna Karenina und Wronsky im Traum zeitgleich auf – eine surrealistische Begebenheit im ansonsten realistischen Geschehen, kommentierte der Choreograf. In dieser Traumsequenz spricht der Muschik französisch (im Ballett ein Gedicht von Baudelaire), also die Sprache des Adels; John Neumeier deutet dies als Metapher für schmutzige Sexualität.

Anders als in vielen filmischen Adaptionen, wird im Ballett das Kind nicht verschwiegen, das die verheiratete Anna Karenina von Wronsky erwartet. John Neumeier zeigt die bigotte Moral der russischen Gesellschaft: Notorische Fremdgeher wie Stiva, Annas Bruder, können dennoch Sympathieträger sein; Frauen wie Anna, die der Liebe ihres Lebens folgen, werden ausgestoßen.

Eine der Schlüsselszenen des Romans bildet jene beim Pferderennen. Wronskys Pferd heißt „Frou-Frou“ (französisch: Geraschel, Geräusch der Damenunterröcke); das ist auch der Titel eines Dramas, in dem es um eine untreue Frau geht. Dass der Reiter sein Tier nach dem verheerenden Sturz beim Rennen erschießt, könnte als Wronskys eigenhändige (gesellschaftliche) Tötung Annas gedeutet werden.

Für das Publikum normalerweise unsichtbar: Fünf Absolventen der Ballettschule bewegen die Bühnenbild-Elemente – und werden zusätzlich als Ärzte und Sportler tanzend in bestimmte Szenen integriert.

In Vorbereitung der Gastspielreise nach Moskau, die für das HAMBURG BALLETT am Tag nach der Ballett-Werkstatt anstand, endete die Matinee mit dem Eingangschor aus der „Matthäus-Passion“. Das epochale Werk wird anlässlich des 500. Reformationsjubiläums erstmalig in Russland gezeigt werden. In Hamburg steht es am 31. Oktober, dem einmaligen deutschen Feiertag 2017, auf dem Spielplan.

[Dagmar Ellen Fischer]

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90 Jahre Lola Rogge Schule

Im Jahr 1927 gründete Lola Rogge ihre eigene Schule für Tanz in der damals noch eigenständigen Stadt Altona. Das Jubiläum der bekannten Hamburger Institution wird am 25. November 2017 im Hauptgebäude der Schule (Landwehr 11-13) gefeiert: Um 15, 17 und 19 Uhr beginnt jeweils das Programm „Lola tanzt“; neben diesen Aufführungen ist auch eine Ausstellung zu sehen. Eine Anmeldung bis zum 19.11. unter jubilee@lolaroggeschule.de sichert einen Sitzplatz, Tel. 44 45 68.

[Dagmar Ellen Fischer]

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Kurznachrichten

Das Bundesjugendballett zeigt „Im Aufschwung IX“ in neuer Besetzung Werke von Edvin Revazov, Sasha Riva, Marc Jubete, Greg Blackmon, Yuka Oishi und der niederländischen Choreografin Wubkje Kuindersma: 13., 14., 16., 17.11., 19:30 Uhr, Ernst-Deutsch-Theater.

Am 2.11.17 kommt der Film „Mathilde“ in deutsche Kinos. Er thematisiert die Beziehung zwischen dem letzten russischen Zaren, Nikolaus II., und der Tänzerin Mathilde Kschessinskaja. Der deutsche Schauspieler Lars Eidinger als männlicher Hauptdarsteller und der russische Regisseur wurden schon im Vorfeld von orthodoxen, ultranationalen Gruppen attackiert. Stein des Anstoßes: Der heilig gesprochene Zar werde menschlich dargestellt.

Auf Kampnagel sind in nächster Zeit folgende Tanzgastspiele zu sehen: „Jerada“ als Auftragsarbeit der marokkanischen Choreografin Bouchra Ouizgen für die größte moderne Tanzcompany Norwegens CARTE BLANCHE (14.-16.12., 20 Uhr). Der preisgekrönte britische Choreograf Akram Khan zeigt mit seinem Ensemble „Until the Lions“, das die Schwierigkeiten einer Frau in einer von Männern dominierten Gesellschaft thematisiert (25.-28.1., 20 Uhr). Zu Steve Reichs Musik kreierte die belgische Star-Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker 2001 „Rain“, nun nimmt sie es mit ihrer Company ROSAS wieder auf (16.-17.3., 20 Uhr).

[Dagmar Ellen Fischer]

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Weitere aktuelle Veranstaltungshinweise

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Letzte Aktualisierung: 11.02.18, [ddd]