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Gespräch mit Heather Jurgensen

Im Rahmen unserer Veranstaltungen: "Begegnungen mit Persönlichkeiten aus der Ballettwelt"

Am 22. April 2002 fand im Ballettzentrum ein weiteres Künstlergespräch statt: Heather Jurgensen, Erste Solistin des HAMBURG BALLETT, folgte der Einladung von BALLETTFREUNDE HAMBURG e.V. und erzählte in einem einstündigen Gespräch mit Frau Schmitz-Esser aus ihrem Leben.

In Carlisle/Pennsylvania geboren, erhielt sie in ihrer Heimatstadt den ersten Ballettunterricht. Wie viele kleine Mädchen hatte auch sie den Traum, "Ballerina" zu werden. Nach einigen Jahren des schulbegleitenden Unterrichts an der (inzwischen bekannten) Ballettschule in Carlisle, erlaubten ihre Eltern, dass sie im Alter von 15 Jahren nach New York ging, um dort an der School of American Ballet zwei Jahre zu studieren. Danach wurde sie sogenannte "apprentice", d.h. sie tanzte in drei Choreografien von Balanchine, z.B. in "Symphony in C"; danach wurde sie in das New York City Ballet aufgenommen.

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Parallel dazu belegte Heather Jurgensen an der Universität im Lincoin Center für einige Zeit auch Kurse in vergleichenden Literaturwissenschaften, Philosophie und Psychologie. Europa reizte die junge Tänzerin, und eigentlich reichte es ihr nicht, nur den Balanchine-Stil zu tanzen. Über einen befreundeten Tänzer kam sie an die Pariser Oper, wo sie mit der Company trainierte. Von hier aus führte ihr Weg nach Kopenhagen, wo sie wiederum ein anderes Training und eine neue Arbeitsweise kennenlernte. Dort hörte sie vom HAMBURG BALLETT, und was sie hörte, gefiel ihr so sehr, dass sie nach Hamburg fuhr und hier vortanzte.

Seit 1989 ist Heather Jurgensen beim HAMBURG BALLETT; ab 1991 Solistin, seit 1994 Erste Solistin. "DER FEUERVOGEL" war das erste Ballett, in dem sie mitwirkte, die "Frau in Rot" in OTHELLO ihre erste Rolle. Im Laufe der Jahre kreierte John Neumeier für sie persönlich viele Rollen, in "NEUNTE SYMPHONIE VON GUSTAV MAHLER", "BERNSTEIN DANCES", die Kalypso in "ODYSSEE", die Olivia aus "VIVALDI - oder Was ihr Wollt", um nur einige zu nennen.


Dabei sei es eindeutig schwieriger, so Heather Jurgensen, eine Rolle zu interpretieren, die früher schon jemand anderes getanzt hat; denn das Hamburger Publikum ist ein treues Publikum, das viel gesehen hat, und unter Umständen noch an die Interpretation einer ehemaligen Tänzerin denkt.

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Als eine besondere Schwierigkeit beschreibt sie, in "GISELLE" sowohl die Myrta als auch die Giselle tanzen zu müssen, eigentlich entstehen so für sie zwei verschiedene Choreograflen. Und in entwaffnenden Ehrlichkeit gesteht Heather Jurgensen, dass sie eigentlich bei jeder neuen Rolle zu Beginn dachte, "das schaffst du nie!" Und Frauentypen, die nicht unbedingt der eigenen Persönlichkeit entsprechen, erweitern den Erfahrungshorizont so sehr, dass man sich letztlich auch darin selbst wiederfinden kann; nicht zuletzt auch Dank des guten Coachings von Kevin Haigen.

Eine Rolle wie "DIE KAMELIENDAME" schleicht sich auch in den Alltag der Heather Jurgensen; am Tag einer Vorstellung versucht die Tänzerin nicht zu viel daran zu denken, um nicht so nervös zu werden, aber auch nicht viele andere Dinge zu tun, weil es Teil der Vorbereitung ist, die Rolle schon den Tag über "auf sich zu kommen zu lassen". Die Lektüre der Geschichte von Marguerite Gautier half ihr in diesem Fall bei der Gestaltung der Rolle.

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Nach dem wichtigsten Gastspielort befragt, nennt Heather Jurgensen ihre alte Heimat New York, wo sie nicht nur Tänzer, sondern viele Menschen wiedertraf, die sie noch kannten. Froh und stolz sei sie gewesen, sich mit dem HAMBURG BALLETT dort zeigen zu können.

Als Christin erzogen, zieht es sie heute sehr zum Buddhismus, über den sie viel liest. In diesem Zusammenhang hat sie Unterricht in Tai Chi genommen, um ein anderes Bewegungsvokabular zu erlernen. Vielleicht, so spekuliert sie, hat auch der Aufenthalt in Korea damit zu tun, wo sie mit ihrer Familie in frühester Kindheit eine Weile lebte.

Die Frage nach den Erwartungen, die John Neumeier an eine Tänzerin seiner Company stellt, beantwortet Heather Jurgensen mit einem riesengroßen Vertrauen. Von seinem enormen Enthusiasmus möchte er auch etwas zurück bekommen. Umgekehrt hilft es Heather Jurgensen sehr, wenn John Neumeier seine Ideen im Gespräch mit ihr erläutert. In "DIE MÖWE" zur Musik von Schostakowitsch zum Beispiel, wird sie die Rolle der Nina tanzen, deren Charakter ihr der Choreograf erst einmal mit Worten nahe brachte. Dieser Uraufführung sehen wir alle natürlich mit großer Erwartung entgegen.

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Letzte Aktualisierung: 23.10.02, [ddd]