Gesprächsabend mit Niurka Moredo und Lloyd Riggins am 13. November 2024

Der Besuch begann später als geplant – bedingt unter anderem durch ein spätes Probenende und den Hamburger Stadtverkehr. Das tat der Vorfreude auf das Gespräch jedoch keinen Abbruch. Da Frau Fischer erkrankt war, übernahmen Herr Berkefeld und Herr von Holdt die Eröffnungsmoderation, und die kurze Wartezeit wurde durch einen regen Austausch über Vorhaben und Vorgehensweise des Vereins überbrückt.

Bereits beim Eintreffen im Kaminzimmer begann der Willkommensapplaus. Herr Berkefeld eröffnete das Gespräch und leitete moderierend durch den Abend.

Eigentlich war das jedoch kaum nötig. Frau Moredo und Herr Riggins waren dem Zuhörerkreis so zugewandt und ihm gegenüber so aufgeschlossen, dass rasch ein sehr lebendiges Gespräch zwischen den beiden Gästen und den Zuhörern zustande kam. Wir erfuhren viel über die intensive Arbeit dieser beiden überaus sympathischen Menschen und über die Stimmungslage in der Compagnie nach dem Ausscheiden von John Neumeier als Ballettintendant sowie der Übernahme der Position durch Demis Volpi.

Wie sieht ein Arbeitstag aus?  Die beiden kamen vor kurzem aus Finnland zurück, wo sie in Helsinki John Neumeiers Ballett „Tod in Venedig“ einstudierten.

Der Arbeitsalltag in Hamburg beginnt beispielsweise mit einem Treffen der sieben Ballettmeister um 9 Uhr zur Besprechung anliegender Themen und Aufgaben, wobei sich die ersten bereits gegen 10 Uhr wieder ausklinken müssen, um angesetzte Trainingsstunden zu betreuen.

Insgesamt laufen derzeit gleichzeitig Proben für vier Ballettaufführungen, neue Programme und Wiederaufnahmen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dadurch stark beansprucht, arbeiten aber mit viel Einsatz und Freude. Dies konnte in den Ausführungen und aus der Haltung von Frau Moredo („As an artist you have to take from anything“) und Herrn Riggins ganz intensiv wahrgenommen werden. Sind die Tagesarbeiten für sie abgeschlossen, folgt eine Familienzeit mit ihren Kindern. Aber danach steht dann noch einmal eine Vorbereitung des nächsten Tages an – dies geht häufig bis tief nach Mitternacht. Man spürte sehr deutlich die große Energie und die intensive Liebe dieser beiden Künstler zu ihrem Beruf – und konnte darüber nur staunen. Von großem Interesse war, wer welche Rollen in einer Aufführung übernimmt und wer die Entscheidung dazu trifft. Diese liegt eindeutig beim Choreografen. Für Neumeier-Ballette also auch weiterhin John Neumeier.  Dies gilt für die Hamburger Staatsoper und auch für alle anderen Häuser, in denen Aufführungen angesetzt werden. Grundsätzlich werden zwei Besetzungen festgelegt, eine erste, und eine zweite, wobei eine dritte Besetzung wünschenswert ist.

Die Mitglieder der Compagnie bereiten sich sehr engagiert und sehr intensiv auf verschiedene Rollen vor, sie können dabei auf die „Dance Cloud“ zurückgreifen, anhand derer sie die Rollen eigenständig einstudieren können.

Wie ist die Stimmung der Tänzerinnen, Tänzer und der anderen Mitarbeiter nach dem Wechsel von John Neumeier zu Demis Volpi? Es ist wie immer in einer Übergangsphase: Man ist verunsichert, vielleicht ängstlich, aber auch gespannt und neugierig, stellt sich auf Änderungen und auf neue Entwicklungen ein, die natürlich auch reizvoll und herausfordernd sein können. Die Haltung der einzelnen Menschen hängt dabei von ihrer Persönlichkeit ab, offen für Neues sind alle.

Eine Entscheidung darüber, ob sie in der Compagnie bleiben oder gegebenenfalls wechseln möchten, werden die Tänzerinnen und Tänzer bereits im Januar treffen müssen, da die Vortanztermine meist schon im Februar liegen. Nun laufen bereits die Vorbereitungen auf die Tournee nach Venedig im Januar 2025 auf Hochtouren.

Wurde am 13. November eher zu wenig von Demis Volpi gesprochen? Es gibt noch nicht so viel zu berichten, vermittelten die Künstler, da es derzeit von Herrn Volpi noch kein eigenes abendfüllendes Ballett hier in Hamburg gibt.  Dies wird sich im Juli 2025 mit „Demian“ jedoch ändern. Demis Volpi widmet sich momentan stärker organisatorischen Aufgaben. Doch so viel gibt es schon zu berichten: Der neue Ballettdirektor agiert sehr sensibel und intelligent. Herr Volpi hat acht neue Tänzer und drei neue Ballettmeister mit nach Hamburg gebracht. Nach Ansicht unserer Interviewpartner passen die neuen Tänzer gut in das Hamburg Ballett. Sie integrieren sich und lernen von den „alten Hasen“. Des Weiteren gibt es einen neuen Ballettmeister, Damiano Pettenella, der Herrn Volpi in tiefer Freundschaft verbunden ist und als erster Ballettmeister fungiert.

Niurka Moredo und Lloyd Riggins nahmen sich noch viel Zeit für persönliche Fragen der Mitglieder.  Wir freuen uns, wenn wir sie in naher Zukunft wieder bei uns begrüßen dürfen. Sie wären bereit.

Andrea Jänsch, Sabine von Holdt