Seit ca. 20 Jahren residiert das Hamburg Ballett Jahr für Jahr im Herbst für ca. zwei Wochen in Baden-Baden, wo es in der Regel mit zwei Produktionen im Festspielhaus auftritt. Seit dem letzten Jahr wurde das Gastspiel zu einem Festspiel unter dem Namen „The World of John Neumeier“ ausgeweitet. Die Auftritte der Compagnie des Hamburg Ballett werden ergänzt von einigen
Vorstellungen des Bundesjugendballetts und Darbietungen der Ballettschule. In diesem Jahr war zusätzlich das dänische „Kammerballetten“ zu Gast, das man im Frühjahr in der Elbphilharmonie
bewundern konnte.
Das Hamburg Ballett bot in diesem Jahr drei Vorstellungen der jüngsten Kreation von John Neumeier, das Ballett „Dona nobis pacem“. Eine Woche später präsentierte sich die Compagnie mit dem Ballettklassiker „Dornröschen“, das 1978 Premiere feierte und 2021 nach eingehender Überarbeitung durch John Neumeier und Jürgen Rose in einer Neufassung auf die Bühne der Staatsoper Hamburg kam.
Sehr berührt nahmen die Festspielhausbesucher das Ballett „Dona nobis pacem“ zur Musik von Johann Sebastian Bach auf. Die Botschaft, die uns dieses Meisterwerk vermittelt, ist leider immer
noch zu aktuell, um sich nur auf den Tanz zu konzentrieren. Die Musiker, das Ballettensemble und John Neumeier wurden für diese besondere Darbietung frenetisch gefeiert und bejubelt.
Auch die „Dornröschen“-Vorstellungen wurden vor ausverkauftem Haus aufgeführt. Als Prinz und Aurora tanzten alternierend Alexandr Trusch und Alina Cojocaru, Alessandro Frola und Madoka Sugai sowie Jacopo Bellussi und Ida Praetorius. Darüber hinaus debütierte in der letzten Vorstellung der neue Erste Solist Alessandro Frola als Catalabutte – eine sehr sehenswerte
Darstellung dieses einzigartigen, jungen Tänzers, der nicht nur durch perfekte Technik, sondern zusätzlich durch eine ausgefeilte Rollendarstellung auffällt.
Verglichen mit dem ca. 2.500 Besucher fassenden Festspielhaus wirkt das Theater Baden-Baden recht klein und übersichtlich. Hier trat nicht nur das Bundesjugendballett auf, sondern an zwei Tagen auch das dänische „Kammerballetten“. Die Aufführung bestand aus sechs kürzeren, in sich abgeschlossenen Choreografien, die jeweils von einem Klaviertrio (Klavier, Violine und Violoncello) musikalisch begleitet wurden. Das Programm und die Tänzerauswahl unterschied sich sehr von der Vorstellung, die in der Elbphilharmonie im April 2023 zu sehen war. Die Stücke waren recht abstrakt, und ich persönlich hatte diverse Schwierigkeiten, Sinn und Inhalt zu erkennen. Zu den
Vorstellungen der Ballettschule und des Bundesjugendballetts kann ich leider nichts berichten, da ich diese nicht besucht habe.
Das Programm für das auch im nächsten Herbst wieder stattfindende Festival „The World of John Neumeier“ steht bereits fest, und auch die Karten für die Vorstellungen sind bereits im Vorverkauf erhältlich. Wir dürfen uns auf „Endstation Sehnsucht“ und „Die Glasmenagerie“ freuen. Ergänzt wird das Angebot erneut durch das Bundesjugendballett und die Ballettschule, zu Beginn des Festivals wird es eine Ballett-Werkstatt geben, und es wird eine Gastcompagnie auftreten: Erstmals wurde das „Joffrey Ballet“ aus Chicago eingeladen.