Marc Jubete zu Gast im Hotel Baseler Hof am 16. Mai

Im Interview mit Timm Berkefeld erzählte der sympathische Spanier aus seiner Zeit im Ensemble des Hamburg Ballett, teilte aber auch persönliche Gedanken. Am Weihnachtstag des Jahres 1989 geboren, entschied er sich erst spät für den Tanz: Im Alter von 16 Jahren begann er mit seiner professionellen Ausbildung. Auf diese Weise hatte er – anders als viele Kollegen, die sehr jung beginnen – eine normale Kindheit, was er sehr zu schätzen weiß. Gehört hatte er von John Neumeier nicht, als er noch in Spanien lebte. Wie viele andere, erfuhr er durch die Empfehlung einer Pädagogin von der Hamburger Schule. Bevor er sich für Ballett interessierte, bestand seine Welt aus Basketball, er verbrachte viel Zeit in der Natur – Kunst interessierte ihn nicht.

Er trainierte drei Jahre in Spanien, kam dann nach Hamburg an die Ballettschule des Hamburg Ballett – John Neumeier, wo er zwei weitere Jahre die Theaterklassen besuchte. Von 2011 bis 2022 gehörte er zum Hamburg Ballett, ab 2016 als Solist.

Seine südländische Mentalität erschwerte ihm am Anfang das Leben in Hamburg, und das norddeutsche Wetter machte ihn depressiv. Er war 19, als er ankam, älter als die anderen Studierenden, die alles viel leichter nahmen – für ihn war die erste Zeit sehr hart. John Neumeier schätzte ihn, und als er in der 8., der letzten Ausbildungsklasse verletzt war, brauchte er nicht vorzutanzen, er wurde auch ohne Audition als Gruppentänzer aufgenommen. Viel lieber hätte er im Bundesjugendballett begonnen, aber Neumeier wollte ihn in der großen Compagnie haben. Dabei bevorzugt er auch heute noch kleine Bühnenräume und eine größere Nähe zum Publikum, die ein Opernhaus nicht erlaubt.

Nach zwei Jahren in der Gruppe übertrug Neumeier ihm die erste Solorolle: Hamlet in „Shakespeare Dances“, mit Anna Laudere als Ophelia. Es folgte ein Solo im „Messias“, Ficsur in „Liliom“, Kostja in „Die Möwe“, später dann die Rolle eines Zwillings im „Tod in Venedig“. Als er Neumeier vor drei Jahren sagte, dass er aufhören wolle, um in die Landwirtschaft zu gehen, überredete er ihn, ein weiteres Jahr zu bleiben. Dadurch fand er zurück zum Tanz: „Tanz ist etwas, das ich tun muss, um ich selbst zu sein!“ das versteht er auch als Auftrag und möchte, Tanz „into the bodies of everyone“ bringen, Bewegung ist Leben.

Seine Karriere als Choreograf nahm ihren Anfang mit dem kurzen Werk, das jede/r im Abschlussjahr der Ausbildung machen muss. Ein frühes Stück, „Hide and Seak“, gehört heute zum Repertoire des Bundesjugendballetts. 2019 dann die große Aufgabe: Zusammen mit Aleix Martínez und Edvin Revazov gestaltete er die „Shakespeare-Sonette“, eine der beiden Uraufführungen der Spielzeit.

Noch heute fühlt er sich als Teil der Compagnie. Aktuell tanzt er in der „Glasmenagerie“, die an drei Tagen Ende Mai gefilmt wird. Zu diesem Anlass kommen einige Ehemalige aus der ursprünglichen Besetzung wieder zurück nach Hamburg: am 28., 29. und 30. Mai.

Dagmar Ellen Fischer