Generalprobe der „Jungen ChoreografInnen“ am 24. Februar 2025

In seiner Eigenschaft als Koordinator der Veranstaltung begrüßte Francesco Cortese die zahlreichen Gäste im Forum der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

16 Choreografien mit 40 Aktiven ergeben zwei Abende mit höchst abwechslungsreichen Programmen. Wer – wie die Ballettfreunde Hamburg – zur Generalprobe eingeladen war, hatte das Glück, beide Programme an einem Abend sehen zu können. Der Aufführungsort ermöglichte eine Zusammenarbeit mit Studierenden der Hochschule, so entstanden vier Kompositionen für Choreografien und förderten „eine neue Ebene für den kreativen Prozess“, wie Francesco Cortese erläuterte. Vor der ersten Choreografie enterten drei Tänzerinnen die Bühne, die nach Fluglotsen-Manier sehr witzig pantomimisch aufforderten, Handys abzuschalten und weder Foto- noch Filmaufnahmen zu machen – eine charmante Alternative zu den üblichen Durchsagen.

Wichtig ist dem künstlerischen Nachwuchs auch die Tatsache, dass keinerlei Zensur ausgeübt wird und sich alle Beteiligten individuell ausprobieren können. Und: Jedes Werk entstand außerhalb der Arbeitszeiten einer ohnehin viel beschäftigen Compagnie.

Madeleine Skippens „Shakti Meraki“ eröffnet mit einem Ritual, in dem acht Frauen tanzen, sprechen, singen und sich küssen. Gesang der berühmten Nina Simone begleitet „A Solo for Ricky“ von Gabriel Barbosa, getanzt von Francesco Cortese. Olivia Betteridge und Florian Pohl werden in Illia Zakrevskyis „Recollection“ von eigenwillig eingesetzten Lichtkegeln ausgeleuchtet. Live spielen sechs MusikerInnen die frisch komponierte Musik „La Miel“ (der Honig) von Felix Tetz in ungewöhnlicher Besetzung mit Harfe, Schlagwerk, Fagott und Streichern zu Almudena Izquierdos „Mom told me honey heals all wounds“, bei der am Ende eine Tänzerin auf dem Rücken des Dirigenten liegt.

Schwarz und weiß gekleidete Menschen treten schwatzend auf, später zählen sie in mehreren Sprachen bis acht – die typische 8er Phrase, in denen Tanzende oft Bewegungsabläufe strukturieren; Javier Martínez‘ „In the Middle of the Day“ wird von spanischen Klängen und eben solchem Gesang begleitet. Ivan Urban zeigt sein Pas de deux „Augenblick“ zu Musik von Samuel Barber, das er vor fast zwanzig Jahren für zwei Erste Solisten des Bolschoi Balletts choreografierte. Zunächst singt Marlene Dietrich „Sag‘ mir Adieu“, danach Jonas Kaufmann „Frag‘ nicht, warum ich gehe“ in Alice Mazzasettes „Ade“, in das Tanztheaterelemente einfließen. Drei Männer werfen eine Frau als wiederkehrendes Motiv in „+3° temptation“, einer Gemeinschaftsarbeit der vier Aktiven zu sehr lauter Musik eines Tänzers, Aubin Lemarchand.

Die „Jungen ChoreografInnen“entwickeln stilistisch höchst unterschiedliche Körpersprachen.

[Dagmar Ellen Fischer]