Zehn Jahre nach der Uraufführung wurde an jenem Vormittag „Lilioms Wiederkehr“ thematisiert,
da das Ballett ins Repertoire der Company zurückkehrt. Alle solistischen Rollen wurden neu
besetzt, nur Julie – die Geliebte Lilioms – verkörpert nach wie vor die Gastsolistin Alica
Cojocaru. John Neumeier erzählt den Inhalt des Dramas in Kurzform und betont, dass der Ort
der Handlung eine beliebige Stadt, als Zeit aber jene der großen Depression in den USA definiert
sei. Liliom ist einer unter vielen Verlierern, ohne Arbeit und frustriert, weil er nicht für seine
Familie sorgen kann; die Titelrolle tanzt in der Wiederaufnahme der Solist Karen Azatyan.
In diesen Zusammenhang gehört auch die Figur des Luftballonverkäufers, den der Choreograf
nach einem historischen Vorbild gestaltet hat, einem Clown aus dem „Ringling Brothers Circus“,
den John Neumeier selbst live sah: Emmett Kelly (1898–1979) wurde populär mit seiner
Clownsfigur „Weary Willie“, die er während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren
erfand. „Er trug eine normalen Anzug, ohne nach oben geschminkten Mund“, so Neumeier, und
wurde zu einem Symbol der US-amerikanischen Depression. Florian Pohl ist nun „Der Mann mit
den Luftballons“, der in dieser Choreografie zusätzlich die überirdische, jenseitige Welt
symbolisiert, hier als poetisches Bild, das sich wie ein roter Faden durch das Werk zieht.